Die Jahre danach

 

Jahre später habe ich dann einer Freundin davon erzählt. Und erst nach und nach kam bei mir der Gesprächsbedarf. So ein richtiges "auting" erfolgte wiederum erst Jahre später. Daran ist mein Mann nicht ganz unbeteiligt. Doch auch heute weiß immer noch nicht jeder davon. Aber alle meine "Lieben" wissen bescheid.
Ich hatte zu große Schuldgefühle und sah mich zu lange als Täterin, deshalb konnte ich darüber nicht reden!
Heute sage ich, ich war Täter, Opfer aber vor allem bin ich Überlebende!

Irgendwann gelang es mir dann auch, mich von R. zu trennen. Welch eine Erlösung!

1993 lernte ich Martin kennen und lieben. Erst durch ihn bekam ich wieder Freude im Leben!

Wir heirateten dann 2001 standesamtlich, und 2002 kirchlich.

Damals war für mich und meinem Mann klar - Wir werden Niemals Kinder haben! Meine Einstellung war, daß es meinem Ersten Kind gegenüber ein Unrecht wäre!

Martin hatte dafür vollstes Verständnis!

1999 zogen wir in eine schöne Dachgeschoß-Wohnung, die wir nach unseren Vorstellungen umbauen durften.

Da wir sicher waren, keine Kinder zu bekommen, rissen wir eine Wand heraus um ein größeres Wohnzimmer zu bekommen. Ein Kinderzimmer brauchten wir ja nicht!

...doch dann hatten wir diesen Unfall...

Als ich mit dem Test aus dem Bad kam, war ich am Ende! Ich hatte immer diesen Gedanken, daß es mir nicht zusteht wieder Kinder zu haben. Ich fand es so unfair meinem Ersten gegenüber! Aber mein Mann sagte dann nur: Oh, dann muß ich mich mit dem Renovieren beeilen, wenn wir ein Kind bekommen. Und ohne große Worte stand fest, daß wir dieses Kind bekommen wollen. Abtreibung kommt für mich persönlich sowieso nicht in Frage. Und mein Mann meinte dann, der liebe Gott hätte es so gewollt, daß wir doch noch Kinder haben.
Ja, unsere erste Tochter Joana war ein Unfall. Aber wir haben uns dann so sehr auf sie gefreut!
In dieser Schwangerschaft war ich erst sehr zerrissen. Empfand sie als ungerecht. Doch das Gefühl der Freude überwiegte!

Dann war ich mit Joline schwanger.  So wuchs unsere Familie.
Schlimmer war es um meine Gefühlswelt bestellt, als ich jetzt meinen Sohn Merlin bekam. Er ist ein Junge...

 Aber auch damit kann ich mittlerweile ganz gut umgehen.
 
Die Schwangerschaften waren  sehr schön. Ich hatte aber oft ein schlechtes Gewissen, wegen meinem ersten Sohn. Aber im Endeffekt war ich wohl die glücklichste Schwangere auf dieser Welt!
Auch später, wenn ich mit meinem Babys allein war, sie auf dem Arm hatte, wir gekuschelt oder gelacht haben, habe ich oft dieses schlechte Gewissen gehabt.
Nun habe ich  3 Kinder, obwohl ich zuvor eins abgegeben habe...

Auch diese Schuld sitzt tief in mir!